Befriedung vs. Befriedigung

Ein Baum ruft mich und
mir ist, als würde er einen
Halbedelstein weinen …

Und doch,
ist es nur in meinem Kopf,
was kümmert es den Baum,
er wächst einfach nach oben,
reckt sich zum Licht,
schmal und glatt oder
dick und runzelig,
nur für mich,
dem Baum ist es egal,
er ist einfach,
wie es biologisch angelegt ist.

Doch mein Bewertungssystem
arbeitet permanent, legt vor,
vergleicht, prüft, hakt ab.
Das Hirn rattert,
plus, minus, plus minus, plus, minus …

Wer will was,
warum, weshalb, wieso?
Wer hat Antworten?
Wer liefert Botschaften?
Wer mag mich,
wer hasst mich?
War ich gut?
Was soll ich tun?
Wer ist Freund und
wer ist Feind?

Wer ist schöner,
klüger,
talentierter,
gewitzter,
erfolgreicher,
gerechter,
friedlicher oder
schlechter und hässlich
oder gar böse?
Wer trägt die Schuld,
wer befreit mich von der meinen?
Gibt es Schuld überhaupt?
Ach ja, die Verantwortung schreit …

Wer hat den Tod verdient?
Wessen Tod ist heldenhaft?
Für welchen toten Menschen
werden Tränen vergossen
oder dürfen es?

Dabei sollten wir doch
alle gleich sein?
Ganz gleich wo und wie
und was wir sind?

Was ist denn jetzt Fake,
was tatsächlich wahr?

Gibt es allgemein gültige Wahrheit?

Haben wir über die sexuelle Befreiung
und globalisierte Konsumierungskanäle
und Quoten und Wettbewerbe und
Stress-Tests uns selbst,
den Menschen im Spannungsfeld
seiner inneren und äußeren Welt,
vergessen?

Sind die Social Media Akteure
und Make-up Artisten
die Hofnarren
unserer so gepriesenen,
digitalen Welt.

Haben unsere Instrumente
zur Bewertung und erhofften
Risiko-Eliminierung den Blick
auf das Wesentliche verstellt?

Das jedwedes Vermögen sich
unerwartet in Nichts auflösen und
jedweder Orgasmus doch nur
künstlich verlängert werden kann?

Ist jedes Glücksgefühl
doch nur eine
Momentaufnahme,
wie ein Wimpernschlag,
im nächsten Moment bereits vergangen ...

Eine sich selbst löschende Information im Hirn …

Lernen wir,
dass am Ende nur ein warmes Dach
überm Kopf und eine Mahlzeit
auf nüchternen Magen
das größte Glück bedeuten können
und gelebte Menschlichkeit,
Mitgefühl und Fürsorge nachhaltig
Befriedigung und gleichzeitig
Befriedung bewirken können?

Der Baum steht still und
ich spüre die Tränen und
Freude und Schmerz,
alles im Kopf oder
alles doch im Herz?

Frieden im Innern uns allen
bis zum Überlaufen der Liebe.

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