Distanzverhalten

Statt zu verantworten,
wird sich distanziert.

Statt sich Fragen zu stellen,
wird geschwiegen.

Statt zuzuhören,
wird der Ton abgedreht.

Welche Richtung nehmen wir?

Namen von Straßen, Plätzen, Orten
werden geändert.
Bücher, Musik, Filme verbannt.
Gedenken wir Vergangenem,
würdigen wir es,
erkennen wir noch den Wert
eines Mahnmals oder ist uns
der Humor abhanden gekommen?

Radieren, negieren, entsagen,
wann lösen wir uns auf
in unserer Neutralisierung
und wem werden wir damit helfen?

Können wir alle Risiken
eliminieren,
damit sich keiner mehr
verantworten muss?

Aber sexuell ist nahezu alles erlaubt?
Quer vögeln statt quer denken?

Was haben wir bis heute geschafft?
Welche Höchststände können wir preisen?

Wir kramen in der Vergangenheit und
jetzt und heute führen wir Krieg in Europa
und schütten weiter Öl ins Feuer.
Wie können wir über
Winnetou und Elke diskutieren,
während wir munter Waffen liefern.

Welchen Sinn hat es,
sollte ich besser schweigen,
fühlt sich überhaupt nicht gut an.

Ich habe jetzt keine Antwort.

Ich will mich in Gelassenheit üben.

Ich betrachte meine Hose,
heute trage ich kein Kleid,
der Reißverschluss schließt
ungewohnt falsch herum,
ich frage mich,
ist das eine Herrenhose,
ich frage mich,
wo fängt denn eigentlich
eine Aneignung an und
muss ich zukünftig bei
Friseurbesuchen etwas beachten,
ohje, die Fantasie geht mit mir durch.

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