03. September 2022

Goldene Mitte

Wir haben
die goldene Mitte verloren.
Uns aufteilen lassen
in zwei Lager,
den Mut in Wut gekehrt,
vermeintliche Fehler und Makel
mit Botox und Make-up kaschiert,
Vermögen gemacht, Vermögen geraubt,
mit Bitcoins und Null-Zins-Politik,
die Langeweile mit Challenges,
die manchen gar den Tod bringen.

Wir haben eigenen Mangel
beim Nächsten gesucht,
die Worte,
je nach Meinungsbild gedreht,
selbst den Tod als Indiz
der eigenen Überzeugung
benutzt.

Ist das alles mutwillig
oder willkürlich oder geplant?

Waren es die Übertreibungen
und Maßlosigkeit
mit dem Hang zur perfekten Organisation mit
automatisierten Abläufen
und gleichen Chancen
für die Teilnehmenden,
die falsche Signale gaben
und uns aus der goldenen Mitte
schossen?

Weil nicht jeder Mensch
in theoretische
Chancenkonstrukte
passt?

Weil das Wollen
um eine Sache
nicht ausreicht,
wenn Verantwortung
fehlt.

Sind wir eine gleichmütige Gesellschaft geworden,
die ohne Mut zum Reflektieren
mit Hochmut der Allwissenheit
die Demut verkümmern lässt
und Selbstverantwortung ignoriert
oder ablehnt?

Was hat unseren Mut gelähmt,
unsere Angst im Nebel der Vermutungen und Ungewissheit
zu erlösen?

Sind Wutbürger
mutierte Mutbürger und
wie können wir noch mutig
den einen vom anderen unterscheiden?

Entsteht kriegerische Auseinandersetzung
aus Übermut
oder eher Tollwut,
gleich einem Streitvirus,
der das Hirn entzündet und
das Maul schäumen lässt?

Wäre es nicht genial,
wenn wir statt über
die Maßen mitteilsam
maßvoll Mut-teilsam wären?

Ist es nicht jetzt
an der Zeit,
die goldene Mitte
wieder zu finden,
statt Ratschläge
zur Situationsduldung und
-Bewältigung zu erteilen und
jene ausgrenzen oder verurteilen,
die Fragen stellen?

Wo fangen wir an,
wo hören wir auf?

Das Virus hat uns
des Sauerstoffs beraubt,
in die vier Wände geschickt,
vielleicht,
zum Besinnen,
was Sinn des Lebens ist
und wer die wahren Freunde.

Haben wir
die Chance vertan?

Vielleicht brauchen wir
kalte vier Wände,
um festzustellen,
was wirklich erwärmt?
Sind es fossile Stoffe
oder Naturkraft
oder die Liebe in uns,
die Mitgefühl, Demut und
Tapferkeit in sich trägt.

Es ist seit jeher ein
wirksamer Kreislauf,
Zerstörung und Aufbau.

Erst in der goldenen Mitte
werden wir uns wiederfinden
und vielleicht erkennen,
dass man nicht nur am Mangel,
sondern auch am Übermaß
sterben kann.

Bereits das Schlaraffenland
brachte den Tod.

Ich will meine
goldene Mitte finden,
und sie ehren,
sie ist ein schmaler Grat.

© Manuela Engel-Dahan

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